begabelt

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Wie entsteht so ein Bild?

Am Anfang steht natürlich die Idee, dann die Planung, wie die Idee umgesetzt werden kann. Als Nächstes entstehen dann - mit etwas Glück - die ersten Ergebnisse. Sobald die Bilder im Rechner sind, sieht es meist so aus, als seien die Mängel größer als das Wow. Also wieder zurück zur Kamera: Den Bildaufbau ändern, das Licht muss anders und eigentlich wäre es sowieso anders viel besser. 

Nach mehreren Versuchen entsteht dann schon mal etwas, was ganz ordentlich aussieht. Ein bisschen Bearbeiten –> jüahhhh… geht so…

Am nächsten Tag fällt noch mehr auf, was eher NICHT gelungen ist. Und dann kommt die Entscheidung: Weitermachen oder lassen? Lohnt es sich, die Idee weiter zu verfolgen? Wie viel Potential hat das Bild? Der Bildaufbau? Die Idee?

Bei diesem Bild war es genauso. Die ersten Versuche waren nicht sehr erfolgreich. Es entstanden mehrfache, unscharfe Schatten der Gabel, ganz komische Reflektionen im Besteck, viel zu starke Kontraste, störende Spiegelungen auf dem Edelstahl. Alles nicht so schön.  Aber es könnte was werden. Also alles noch mal von vorn. 

  • links zwei schwere Bücher auf den Tisch

  • ein weißes Blatt Papier als Unterlage

  • einen hellen Hintergrund

  • die Gabel und den Löffel wirklich gründlich von Fingerabdrücken u.ä. befreien (Wieso habe ich eigentlich keine Samthandschuhe?)

  • das Besteck zwischen Buchseiten gesteckt

  • von vorne(!), etwas erhöht, einen Blitz montiert

  • die Blitzleistung angepasst und eine passende Belichtung/Blendekombi finden

  • manuelle Belichtung, manueller Fokus

  • sorgfältig das zweite Besteckstück an genau die gleiche Stelle, wie das erste bringen

Der nächste Schritt ist dann die Feinbearbeitung. Das dauerte bei diesem Fall ungefähr vier Stunden. In dieser Zeit habe ich die Oberfläche des Löffels bearbeitet. Das beinhaltet das Entfernen starker Reflexionen, und eine Kontrastanpassung. Als nächstes habe ich dann die linke Bildhälfte eingemalt (Achtung, kreative Leistung ;-)), das Bildformat geändert und den Schatten bearbeitet. Der nächste Schritt war dann die Erstellung des Bildlooks. Nachdem der Bildlook stand, habe ich dann etwas Bildrauschen hinzugefügt, so dass alles etwas authentischer aussieht. Etwas mühselig war dann noch das Entfernen sämtlicher Störungen des Hintergrunds. Das Ergebnis sieht dann so aus:

Ganz schön. Aber alles schwebt in der Luft, es ist kein Bezugspunkt vorhanden. Wo ist der Boden? Wo hört der Horizont auf? Nicht so schön. Also habe ich das Bild in zwei Teile geteilt und einen Belichtungsverlauf in der untere Bildhälfte erstellt, garniert mit etwas dodge & burn.

Schon ganz gut, jedoch sieht der obere Teil (die vertikale Fläche) langweilig aus. Keine Wand ist so einfarbig, das Licht verläuft auf der horizontalen Fläche, das sollte sich an der Wandfläche fortsetzten. Ok, also so:

So, fertig. Eigentlich ist es wie immer: Je mehr Arbeit man sich macht, desto besser wird das Ergebnis. Hättet ihr gedacht, dass es von der Idee bis zum fertigen Bild fast sechs Stunden Arbeit sind?

Und wenn jetzt jemand sagt: “Ja Mensch, was Photoshop und co. alles so möglich macht…”, der sei konsequent und sage bitte bei seinem nächsten Restaurantbesuch: “Das hat wirklich super geschmeckt, Sie müssen tolle Töpfe haben.”

Ulrich KielKommentieren